Die Wunderwaffe für lebendige Bilder


Viele kennen das: Man blättert durch die Weiten des Internets, landet auf den Seiten anderer Künstler, und der Mund bleibet einem offen stehen. Was für herrliche Bilder, so leuchtende, vibrierende Farben und so lebendig, als stünde man direkt davor! Wahnsinn! Und dann dauert es nicht mehr lange, bis man sich fragt: „Wie macht der das?“ Was lässt diese Bilder bloß so leuchten, was macht sie so lebendig? Was ist die Zauberzutat?

Das perfekte Material?

Das erste, das man witziger Weise versucht herauszufinden, ist, welches Material der Künstler verwendet hat. Die Frage nach dem Material hört man auch in Kursen am häufigsten von Kursteilnehmern an den Dozenten: „Welche Kreide hast du da benutzt? Welche Farbnummer? Welches Papier?“ Und kaum sagt der Dozent etwas, das man noch nicht im eigenen Kasten liegen hat, rennt man los und kauft es sich. Immerhin lauert dort ja die Chance, dass die eigenen Bilder mit diesen Materialien genauso toll werden wie die, die man bislang immer bewundert hat! Die eine Wunderwaffe, die aus den eigenen Bildern genau solche kleinen Leuchtbomben macht, zum Greifen nah!

Wunderwaffe Fehlanzeige

Aber genau das ist die eine, riesengroße Illusion, der man sich nur allzu gerne hingibt. Natürlich ist gutes Material wichtig. Aber gutes Material allein malt noch keine guten Bilder. Genauso wie die teuerste und beste aller Geigen noch lange keinen perfekten Violinisten aus jemandem macht. Es gibt nur einen einzigen Weg: Üben, üben, üben.

 

Es gibt sie schlichtweg nicht, die eine Wunderwaffe, mit der aus jedem Bild ein Meisterwerk wird. Mein Appell an alle, die (so wie ich) gerne sehnsüchtig in diesen Wunderbildern anderer Künstler versinken: Fangt an, diese Bilder zu analysieren. Sucht nach dem, was das Bild so besonders macht. Ist es die Komposition? Die Tonwerte? Die Farbpalette? Geht das Handwerkszeug der Malerei durch und versucht herauszufinden, wie andere Künstler es einsetzen, um ihr kleinen Meisterwerke zu zaubern. Und dann findet heraus, wo ihr selbst Lücken habt und besser werden könnt – ohne die verzweifelte Suche nach dem noch besseren Material.

Gezielte Suche

Schaut euch andere Bilder genau an, in Ruhe und immer wieder (gemütlich auf dem Sofa mit einer Tasse Tee in der Hand). Woher kommt die Bildwirkung, die euch so umhaut? Liegt es an den Tonwerten, oder vielleicht an den Kontrasten? Wie wirken die Farben miteinanander und warum? Was lässt leuchtende Stellen leuchten? Oder ist es die Komposition, die die Bildwirkung hervorruft? Hilft eine bestimmte Linienführung? Sind Pinselstriche und Farbauftrag wichtig für die Bildwirkung? Wie greifen die Formen ineinander? Wo verschwimmen sie ineinander? Wirklich hilfreich wird es, wenn man dann noch ein eigenes Bild – vielleicht mit einem ähnlichen Motiv – direkt daneben oder danach anschaut. Leuchtet mein Bild genauso? Wenn nein, warum nicht? Wie sieht es aus mit meinen Kontrasten, Tonwerten, Linienführungen? Mir sind Verbesserungsmöglichkeiten an meinen eigenen Bildern so häufig erst durch dieses Vorgehen aufgefallen, und meine eigenen Fehler bemerke ich so viel schneller.

 Das Fazit: Knallerbilder entstehen nicht, weil jemand das eine Material hat, das die Bilder so gut werden lässt. Um wirklich gute Bilder zu malen, hilft nur eins: Malen, malen, malen. Mit dem Handwerkszeug umzugehen lernen, und lernen es optimal zu nutzen. Denn genau so haben es wohl alle Meister auch getan. Geduld mit sich selbst, gezieltes Erarbeiten bestimmter Effekte, und vor allem am Ball zu bleiben sind Dinge, die dabei helfen. Und das kann zum Glück wirklich jeder.

Und vielleicht ist ja somit auch das Gute an der Nachricht „Es gibt keine Wunderwaffe“, dass es keine Wunderwaffe gibt.